Der Koran: Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses

© 2016 Jutta Schütz

 

Wir lesen, hören und sehen seit Jahren in Zeitungen und Talk-TV´s Vertreterinnen und Vertreter des Islams, die uns entweder erklären wollen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist – oder aber auch das Gegenteil sein könnte. Auch Islamwissenschaftler haben widersprüchliche Meinungen! Und doch sind sie sich einig, dass die islamische Praxis ihre Grundlage im Koran und den Hadithen, den Lebensbeschreibungen Mohameds und daraus abgeleiteten Lehren, hat. Hamed Abdel-Samad bringt in seinem Buch die brennenden Fragen auf den Punkt und schafft es, diese Gegensätze in ein Meisterwerk der Deutschen Literatur umzuwandeln. Wer dieses Buch nicht liest wird die aktuellen Konflikte auf der Welt nie verstehen.

 

Hamed Abdel-Samad gebührt allergrößter Respekt für diese intensive und klare Auseinandersetzung mit dem Koran. Er schreibt in seinem Buch, dass man aus dem Koran alles herauslesen kann, was man möchte. Dies erkläre auch die Verwirrung, die dann in manchen Streitgesprächen entsteht, wenn sich Leute Koranverse um die Ohren hauen.

Hamed Abdel-Samad, Sohn eines sunnitischen Imams aus Ägypten, bringt großen Mut auf Dinge aufzuzeigen und Widersprüche zu nennen. Er geht dem Koran auf den Grund und argumentiert, dass sich sowohl Krieg und Gewalt sowie auch Frieden und Gewaltfreiheit aus dem Koran begründen lassen. Wir treffen hier auf all jene kritischen Stellen, die aktuell in der Öffentlichkeit heiß diskutiert werden.

Schon Martin Luther hatte denselben Mut, sich gegen die Schriftautorität zu stellen. Er wertete Teile der Bibel als "Un-Evangelisch" ab.

Die Diskussion in Deutschland geht viel zu wenig auf den Kern der Grundlagenwerke "Koran und Bibel" ein, jenen Texten also, die verbindlich sind und eine Ausgrenzung definieren. Hier schließt der Autor mit seinem Buch eine wichtige Lücke.

Hamed Abdel-Samad beschreibt sehr gut, dass der Prophet sich seine "Vorschriften für die Menschen" so richtete, wie es ihm am besten gepasst hat. So finden sich kriegs- und friedensverherrlichende Suren oft direkt nebeneinander und jede islamische Richtung sucht sich aus, was ihr gefällt.

Hamed Abdel-Samad versucht thematisch vorzugehen, um auf diese Weise die Widersprüche mit den sich verändernden Lebenssituationen Mohameds zu erklären. Nur so kann man den Koran wirklich verstehen und nur so lösen sich alle Widersprüche auf.

Hamed Abdel-Samad erklärt den Koran wie auch seinen Protagonisten als äußerst ambivalent. Er geht auf jede Problematik ein, die der Islam in der heutigen Welt verbreitet und bietet als Lösungsvorschlag die Kontextualisierung der Schriften sowie endlich einen offenen Umgang damit an.

Der Autor erschließt seinen Lesern den Koran auf zweifache Weise:

  • als Botschaft des Hasses und
  • als Botschaft der Liebe

 

Hamed Abdel-Samad ist einer der wichtigsten Autoren der Gegenwart und möge das Buch viele Leser finden und ebenso viele Köpfe zum Nachdenken anregen.

Die Religionskritik ist die Mutter aller Kritik, so lautete das Credo vieler Aufklärer des späten 18. Jahrhunderts.

Abdel-Samad zitiert am Ende seines Buchs zwei spirituelle Passagen aus dem Koran. Es sind sehnsuchtsgeladene Passagen, die von einem Menschen geschrieben wurden, der nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Vollkommenheit suchte.

 

  • Buchdaten

Der Koran: Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses

Autor: Hamed Abdel-Samad

Verlag: Droemer HC (6. Oktober 2016)

Gebundene Ausgabe: 240 Seiten

ISBN-10: 3426277018 und ISBN-13: 978-3426277010

Sprache: Deutsch, 19,99 €

 

Klappentext des Buchs

Die Bürgerkriege innerhalb der islamischen Welt und die Konfrontation mit dem Westen sind die Grundkonflikte unserer Zeit. Im Koran selbst liegen die Wurzeln dieser Auseinandersetzungen, denn einerseits birgt er eine Botschaft der Toleranz und des Mitgefühls, andererseits ist er ein religiöser Text, der Brutalität und Mord legitimiert. Dieser Widerspruch rührt von der Person und dem Leben Mohameds her, dem anfangs friedlichen Prediger und späteren Warlord. Hamed Abdel-Samad stellt zentrale Suren vor, leitet sie ein und kommentiert sie mit Blick auf Entstehungsumstände und Rezeption. Er zeigt, warum sich friedliebende Muslime ebenso auf den Wortlaut des Korans stützen, wie dies gewalttätige Islamisten tun, und welche Konflikte daraus erwachsen. Quelle: Buchbeschreibung (amazon)

 

Über den Autor und weitere Mitwirkende

 

Hamed Abdel-Samad, geboren 1972 bei Kairo, studierte Englisch, Französisch, Japanisch und Politik. Er arbeitete für die UNESCO, am Lehrstuhl für Islamwissenschaft der Universität Erfurt und am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München. Abdel-Samad ist Mitglied der Deutschen Islam Konferenz und zählt zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.
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